Zwischen zwei Deckeln Beiträge

24. Dezember 2019 /

In seinem Buch „Religion für Atheisten“ fragt Alain de Botton, was wir von der Religion für eine säkulare Gesellschaft lernen können. Er zeigt auf, dass die Religion wichtige soziale Funktionen übernimmt, für die wir bisher nur unzureichenden Ersatz gefunden haben. Er will damit keine Rückkehr zur Religion befürworten, sondern eine aktive Suche nach dem „guten Leben“ in einer säkularen Welt anstoßen. Und dabei gibt es von den Religionen einiges zu lernen, das nichts mit ihren übernatürlichen Geschichten zu tun hat.

12. Dezember 2019 /

In „Die Ordnung des Terrors“ analysiert Wolfgang Sofsky die Konzentrationslager während der NS-Diktatur aus einer organisationssoziologischen Perspektive. Er zeigt auf, welche sozialen Formen die sich in diesem Kosmos auf der Grundlage des Konzepts der „absoluten Macht“ ergeben.
Durchgesetzt wurde diese Macht von den Nationalsozialist*innen durch Gewalt, die Menschen jeder Individualität beraubt und ihre sozialen Bindungen bricht. Gleichzeitig entstehen klare Hierarchien innerhalb der Häftlingsgesellschaft, die Solidarität und Verständigung massiv reduzieren: ein System der dauerhaften Sozialkontrolle und des Kampfes aller gegen aller.

14. November 2019 /

Steffen Mau porträtiert unsere Gesellschaft als eine, die sich zunehmend an den (Schein-)Objektivitäten von Zahlen orientiert. Ob in Rankings von Universitäten, durch das Bewerten von Produkten bei Amazon, oder den Bildungsvergleich mithilfe von Pisa: überall sind Vergleiche am Werk, die sich auf Kennziffern beziehen. Dabei geht es um die viel beschworene „Transparenz“ von sozialen Prozessen, die durch Zahlen eingängig und verständlich werden. Auf der einen Seite kann so Demokratisierung in gewissen Bereichen erreicht werden, aber wir kommen alle auch in die Verlegenheit, gegen andere anzutreten, uns stetig verbessern zu wollen und auch müssen, um im ständigen Bewährungsdruck Schritt halten zu können. Diese Janusköpfigkeit dieser Art von Gesellschaftsentwicklung ist das zentrale Thema von „Das metrische Wir“.

24. Oktober 2019 /

Wissenschaft hat den Anspruch, „objektiv“ zu sein. Was das heißt ist aber alles andere als eindeutig und hat sich auch historisch immer wieder gewandelt. Mit diesem Wandel befassen sich Lorraine Daston und Peter Galison in ihrem Buch „Objektivität“.

Sie zeichnen dabei am Beispiel wissenschaftlicher Atlanten den Weg nach von der „typischen Naturwahrheit“ der klassischen Naturforscher über die „mechanische Objektivität“ der Photographie bis zum „geschulten Urteil“ der modell- und daten-basierten Visualisierungen.

3. Oktober 2019 /

In „Volkes Stimme“ geht es um den Sprachgebrauch von Rechtspopulist*innen und ihre Kommunikationsstrukturen. Nieher und Reissen-Kosch fassen dabe in erster Linie mehr oder minder Bekanntes gelungen zusammen: Rechtspopulist*innen geht es um Aus- und Abgrenzung und ein angebliches „Volk“. Dabei hantieren sie fließig mit Verschwörungstheorien.

5. September 2019 /

In „Ein Sommer mit Wölfen“ zeigt der Biologie Farley Mowat schon 1963, dass Wölfe keineswegs nur blutrünstige Jäger sind. Stattdessen leben sie in komplexen sozialen Strukturen, kommunizieren und folgen klaren Regeln – auch bei der Jagd.

1. August 2019 /

Egal ob Klimakatastrophe, Dieselskandal oder Mordprozess: Expert*innen spielen eine wichtige Rolle darin, wie unsere Gesellschaft funktioniert. Von ihnen versprechen wir uns Lösungen für unsere Probleme und Orientierungshilfe ist schwierigen Situationen. Doch Caspar Hirschi zeigt in seinem Buch „Skandalexperten – Expertenskandale“, dass Expert*innen in einem schwierigen Spannungsfeld stehen: zwischen wissenschaftlicher Expertise, der notwendigen politischen Unterstützung und der öffentlichen Glaubwürdigkeit.

4. Juli 2019 /

Das Buch „Ökologische Kommunikation“ von Niklas Luhmann zeigt, warum es so schwierig ist, erfolgreiche Strategien gegen den Klimawandel zu finden: Verschiedene Eigenlogiken in verschiedenen gesellschaftlichen Systemen haben nämlich gar keine direkte Möglichkeit, ökologische Probleme produktiv intern zu verarbeiten. Wo Luhmann schon 1986(!) noch die größten Chancen auf Erfolg sah, erfahrt ihr in dieser Folge!

6. Juni 2019 /

In seinem Buch „Alles ist relativ und anything goes“ versucht John Higgs, eine Erzählung des 20. Jahunderts zu entwickeln. Für ihn war dieses Jahrhundert ein bisschen wie die Pubertät der Menschen, in der sie die zentralen und stabilen Strukturen hinter sich gelassen haben, um ihren eigenen Weg zu finden.

3. Mai 2019 /

In ihrem Buch „Der Sieg des Kapitalismus“ bietet Ulrike Herrmann eine Einführung in die Logik des Kapitalismus. Sie schildert auf dieser Grundlage, wie das Wirtschaftssystem unseren Wohlstand ermöglicht hat, weist aber auch auf die Gefahren und Widersprüche hin, durch die er sich heute auszeichnet.