Zwischen zwei Deckeln Beiträge

11. Juni 2020 /

Hannah Fry zeichnet in ihrem Buch „Hello World“ ein differenziertes Bild von Algorithmen in der modernen Welt. Sie wägt in verschiedenen Lebensbereichen Vor- gegen Nachteile des Einsatzes von Algorithmen miteinander ab und kommt immer wieder zu dem Schluss, dass Algorithmen ebenso viele Chancen wie Risiken bergen. Dabei stehen Probleme im Umgang mit vertraulichen Daten, Fehleinschätzungen und Übervertrauen in die Leistungsfähigkeit von diesen Computerprogrammen im Zentrum ihrer Überlegungen.

14. Mai 2020 /

In seinem Buch, „Das Zettelkasten-Prinzip“ beschreibt Sönke Ahrens, wie Studierende und andere wissenschaftlich Arbeitende einen Zettelkasten nutzen können, um ihren Schreib und Arbeitsprozess möglichst effizient zu gestalten. Er geht dabei weniger auf den Zettelkasten als Werkzeug ein, sondern mehr auf die damit verbunden Arbeitsabläufe. und begründet ausführlich, warum das konsequente Verschriftlichen von Gedanken und Ideen für das Verfassen eigener wissenschaftlicher Texte bereits die halbe Miete ist.

9. April 2020 /

Janina Loh zeigt in Ihrem Buch „Roboterethik“ wie Ethik und Philosophie auf die Fähigkeiten von Robotern schauen. Dabei wird deutlich, dass Begriffe wie Moral und Verantwortung traditionell dem Menschen vorbehalten sind und Erweiterung bedürfen. Loh stellt unterschiedliche Positionen dar und macht Vorschläge, wie und warum wir unsere tradierten Denkmuster durchbrechen können – und sollten? So lassen sich Verantwortung und Moral nicht nur Einzelnen zusprechen, sondern auch in Beziehungen entdecken. Dann müssen sie auch nicht dem Menschen vorbehalten bleiben.

12. März 2020 /

In seinem Buch „The Economist’s Hour“ zeichnet Binyamin Appelbaum den Einfluss marktliberaler Ökonomen auf die politische Entwicklung der USA nach dem zweiten Weltkrieg nach. Er zeigt dabei auf, dass die von den Ökonomen erwarteten Effekte oft nicht eingetreten sind und die von ihnen vertretenen politischen Interventionen teilweise massiv negative Konsequenzen hatten. So hat die seit den 1970er Jahren in konservativen Kreisen dominante „Supply Side Economics“ bis heute noch keine ihrer versprechen eingelöst. Auch in der wirtschaftlichen Entwicklung von Schwellen- und Entwicklungsländern haben sich die libertären ökonomischen Ideen bislang nicht als erfolgreich erwiesen.

13. Februar 2020 /

In „Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche“ erläutert Reni Eddo-Lodge wie struktureller Rassismus in Großbritannien funktioniert und welchen Diskriminierungen Persons of Colour ausgesetzt sind. Dabei skizziert sie die historische Entwicklung anhand von konkreten Fallbeispielen und zeigt so auf, dass Rassismus schon lange und immer noch Teil moderner Gesellschaften ist. Persons of Colour und ethnische Minderheiten haben von institutioneller Seite massiv mit Benachteiligungen zu kämpfen, was sich an den intersektionalen Schnittpunkten zu Klasse und Geschlecht noch potenziert.

16. Januar 2020 /

Mittlerweile ist ein „zu viel“ an Essen für viele Menschen ein größeres Problem als ein „zu wenig“. In „The Way We Eat Now“ zeigt Bee Wilson, wie es dazu kommen konnte, dass viele von uns zu viele Kalorien und zu wenig Nährstoffe essen.

Dabei geht es ihr nicht darum, individuelle Entscheidungen zu verurteilen. Sie betont stattdessen, welch wichtige Rolle technische Entwicklungen sowie gesellschaftliche wie ökonomische Strukturen spielen.

24. Dezember 2019 /

In seinem Buch „Religion für Atheisten“ fragt Alain de Botton, was wir von der Religion für eine säkulare Gesellschaft lernen können. Er zeigt auf, dass die Religion wichtige soziale Funktionen übernimmt, für die wir bisher nur unzureichenden Ersatz gefunden haben. Er will damit keine Rückkehr zur Religion befürworten, sondern eine aktive Suche nach dem „guten Leben“ in einer säkularen Welt anstoßen. Und dabei gibt es von den Religionen einiges zu lernen, das nichts mit ihren übernatürlichen Geschichten zu tun hat.

12. Dezember 2019 /

In „Die Ordnung des Terrors“ analysiert Wolfgang Sofsky die Konzentrationslager während der NS-Diktatur aus einer organisationssoziologischen Perspektive. Er zeigt auf, welche sozialen Formen die sich in diesem Kosmos auf der Grundlage des Konzepts der „absoluten Macht“ ergeben.
Durchgesetzt wurde diese Macht von den Nationalsozialist*innen durch Gewalt, die Menschen jeder Individualität beraubt und ihre sozialen Bindungen bricht. Gleichzeitig entstehen klare Hierarchien innerhalb der Häftlingsgesellschaft, die Solidarität und Verständigung massiv reduzieren: ein System der dauerhaften Sozialkontrolle und des Kampfes aller gegen aller.

14. November 2019 /

Steffen Mau porträtiert unsere Gesellschaft als eine, die sich zunehmend an den (Schein-)Objektivitäten von Zahlen orientiert. Ob in Rankings von Universitäten, durch das Bewerten von Produkten bei Amazon, oder den Bildungsvergleich mithilfe von Pisa: überall sind Vergleiche am Werk, die sich auf Kennziffern beziehen. Dabei geht es um die viel beschworene „Transparenz“ von sozialen Prozessen, die durch Zahlen eingängig und verständlich werden. Auf der einen Seite kann so Demokratisierung in gewissen Bereichen erreicht werden, aber wir kommen alle auch in die Verlegenheit, gegen andere anzutreten, uns stetig verbessern zu wollen und auch müssen, um im ständigen Bewährungsdruck Schritt halten zu können. Diese Janusköpfigkeit dieser Art von Gesellschaftsentwicklung ist das zentrale Thema von „Das metrische Wir“.

24. Oktober 2019 /

Wissenschaft hat den Anspruch, „objektiv“ zu sein. Was das heißt ist aber alles andere als eindeutig und hat sich auch historisch immer wieder gewandelt. Mit diesem Wandel befassen sich Lorraine Daston und Peter Galison in ihrem Buch „Objektivität“.

Sie zeichnen dabei am Beispiel wissenschaftlicher Atlanten den Weg nach von der „typischen Naturwahrheit“ der klassischen Naturforscher über die „mechanische Objektivität“ der Photographie bis zum „geschulten Urteil“ der modell- und daten-basierten Visualisierungen.