Schlagwort: Marginalisierung und Diskriminierung

28. September 2023 /

Das Buch „Epistemische Ungerechtigkeit“ von Miranda Fricker handelt von den unterschiedlichen Arten, wie wir – als sozial situierte Menschen – uns gegenseitig Wissen vermitteln, und welche Ungerechtigkeiten damit einhergehen können. Der erste ihrer zwei zentralen Begriffe ist die Zeugnisungerechtigkeit, die immer dann auftritt, wenn man jemandem nicht glaubt, weil man gegenüber dieser Person ein identitätsbezogenes Vorurteil hegt. Mit hermeneutischer Ungerechtigkeit beschreibt Fricker die Ungerechtigkeit, die dazu führt, dass eine Person ihre soziale Umwelt nicht adäquat beschreiben und deuten kann, weil ihr die kollektiv geteilten Begriffe dazu fehlen.

13. April 2023 /

“Die Werte der Wenigen” ist ein Sammelband mit philosophischen Aufsätzen zum Verhältnis von Eliten und Demokratie. Wichtig ist hier der Plural, denn die eine Elite gibt es nicht. Unabhängig davon, ob wir von einer ökonomischen, politischen oder anderen Elite sprechen, geht es doch immer um eine gesellschaftliche Minderheit mit Machtpotential. Zwar unterstreichen die Autor*innen, dass die Existenz von Eliten mit unserem heutigen Demokratieverständnis durchaus vereinbar ist, wie sich das Verhältnis von Eliten und Nicht-Eliten gestaltet, bleibt aber ein offener Aushandlungsprozess.

27. Oktober 2022 /

Franziska Schutzbach zeigt in ihrem Buch “Die Erschöpfung der Frauen”, wie unser heutiges Gesellschaftssystem nach wie vor von einer permanenten Verfügbarkeit der Frau ausgeht: familiär, sexuell, beruflich und gesellschaftlich. Sie benennt Erschöpfungspotentiale und deren Ursachen und erklärt, wie das vorherrschende System verändert werden könnte.

14. Juli 2022 /

Die Ausgabe 239 der Zeitschrift Arch+ mit dem Titel _Europa – Infrastrukturen der Externalisierung_ fokussiert darauf, wie die Infrastruktur unser Europa prägt und auch dessen kolonialistisches Erbe in Afrika. Sie zeigt auf, dass Europa in erster Linie als Infrastruktur für einen Markt konstruiert ist, der Afrika als ressourcenreiches Hinterland begreift, das ausgebeutet werden kann und auch immer noch wird.

12. Mai 2022 /

Der Philosoph Michael Sandel beschreibt in seinem Buch mit dem Titel „Vom Ende des Gemeinwohls“ die Folgen der Meritokratie, also einer Gesellschaftsordnung, die hauptsächlich auf Leistung beruht. Er kritisiert, dass diese Form der Leistungsgesellschaft mitunter für den aufkommenden Populismus verantwortlich ist und zur Erosion des Gemeinwohls führt.

13. Januar 2022 /

In Amerikas Gotteskrieger arbeitet Annika Brockschmidt heraus, wie eine unheilvolle Allianz aus konservativem Libertarismus, evangelikalem Nationalismus und White-Supremacy-Rassismus in den USA einen christlich-nationalistischen Staat erschaffen will. Sie zeigt ideologische Hintergründe auf, macht dabei aber auch deutlich, dass diese in erster Linie strategisch eingesetzt werden, um Macht bzw. Reichtum zu erhalten oder zu gewinnen.

15. Dezember 2021 /

Hedwig Richter entspinnt in ihrem Buch „Demokratie: eine deutsche Affäre“ ein Porträt der deutschen Demokratiegeschichte, eingebettet in europäische und weltweite Entwicklungen. Dabei stellt sie Demokratieentwicklung als Projekt vor, das immer mit Beharrungskräften einhergeht und sich nur Stück für Stück entfalten kann. Insgesamt ist die Einbindung möglichst aller Personen in die politischen Prozesse aus historischer Perspektive ein höchst unwahrscheinliches und kontingentes Unterfangen.

9. September 2021 /

Matthias Quent zeigt in seinem Buch „Deutschland rechts außen“ die langfristigen Strategien und Taktiken auf, die Rechte seit Jahrzehnten hierzulande nutzen um einen Rechtsruck zu forcieren. Dabei wird deutlich, dass rechtsradikale und -extreme Positionen in der Bevölkerung abnehmen, ihr struktureller Unterbau aber sehr gut funktioniert. So ergibt sich, dass unsere demokratische Gesellschaft paradoxerweise gleichzeitig noch nie so liberal eingestellt und dennoch von Demokratiefeind*innen bedroht war.

11. März 2021 /

Lisa Herzog stellt sich in „Die Rettung der Arbeit“ die Frage, welche Rolle die Erwerbsarbeit heute und in Zukunft vor dem Hintergrund der Digitalisierung der Gesellschaft spielen kann, wird und sollte. Sie tritt dafür ein, Lohnarbeit als soziale Interaktion zu verstehen, die fundamental dafür sorgt, dass Menschen in die Gesellschaft integriert werden. Ohne die Verhandlung über und die Gestaltung von guten Arbeitsverhältnisse sieht sie große soziale Brüche am Horizont.

22. Oktober 2020 /

In „Moderne und Ambivalenz“ beschreibt Bauman die moderne Welt als eine, die auf der beständigen Suche nach Ordnung ist und immer Klarheit schaffen will. Insbesondere die Idee des modernen Nationalstaats lebt dabei genuin von Reinheitsvorstellung der in ihm lebenden Völker. Baumann zeichnet nach, wie sehr die moderne Praxis der Vereindeutigung mit wissenschaftlichen Methoden zusammenhängt und durch diese hervorgebracht wurde und wird.